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Glycerin – das Feuchtigkeitswunder unter der Lupe

Seifen, Zahnpasta, Emulsionen: Glycerin versteckt sich in mehr Produkten des Alltags, als du vielleicht denkst. Dabei fristet der Feuchtmacher ein unverdientes Schattendasein. Denn im Vergleich zu anderen Wirkstoffen und Actives wirkt Glycerin in der Kosmetik ein bisschen angestaubt. Dabei steckt viel mehr in der unscheinbaren Substanz als es auf den ersten Blick scheint. Wir meinen: Vorhang auf für das Glycerin. Heute entdecken wir die Vorteile, entlarven den Mythos und reparieren seinen angeschlagenen Ruf.

08. Februar 2024 • 4 Min. Lesezeit

Gesichtspflege mit Glycerin

Basiswissen Kosmetik: Was ist Glycerin?

Glycerin ist für unseren Körper ein alter Bekannter. Denn der Inhaltsstoff kommt natürlich in Fetten und Ölen vor und tritt im menschlichen Stoffwechsel als nützliches Zwischenprodukt auf. Chemisch betrachtet handelt es sich dabei um einen Zuckeralkohol. Entdeckt wurde Glycerin bereits 1779 von Carl Wilhelm Scheele. Daher gilt der Stoff als gut erforscht und sicher im Einsatz in Lebensmitteln und Kosmetik. Es ist von Natur aus geschmacks- und geruchlos. Durch seine klare, visköse Textur lässt sich Glycerin optimal in allen möglichen Produkten verarbeiten.

Glycerin in der Haut gilt bis heute als das beste Feuchthaltemittel. Der Grund dafür sind seine hygroskopischen Eigenschaften: Es zieht Wasser aus der Umgebung wie ein Schwamm an und bindet es an Ort und Stelle. Gewonnen wird der Inhaltsstoff aus tierischen und pflanzlichen Fetten, es kann aber auch im Labor synthetisiert werden. Das Glycerin in der Hautpflege ist überwiegend synthetischer Natur. Übrigens: Der Name stammt vom griechischen Wort „glykys“ ab, was so viel wie „süß“ bedeutet.

Glycerin und seine Wirkung – das sind die Vorteile für deine Haut

Eine Besonderheit des Glycerins in der Hautpflege: Die einzelnen Moleküle sind sehr klein. Dadurch können sie mühelos die natürliche Hautbarriere überwinden und in die Epidermis einziehen. Dort vollführt Glycerin seine Wassermagie und beschert dir folgende Vorteile:

  • Es kann die generelle Hautfeuchte erhöhen.
  • Glycerin kann dem Feuchtigkeitsverlust in der Nacht entgegenwirken.
  • Die natürliche Barrierefunktion der Haut wird gestärkt.
  • Deine Haut erscheint praller und glatter.
  • Trockenheitsfältchen können sich mindern.
  • Glycerin kann die Elastizität der Haut erhöhen.

Natürlich sind es vor allem zwei Hauttypen, die von der Glycerin Wirkung am meisten profitieren: (sehr) trockene Haut und reife Haut. Denn altersbedingt kann die Feuchtigkeit in den Hautzellen nicht mehr so gut gehalten werden. Hier kommt die schwammartige Wirkung gerade recht. Deine Haut neigt zu Rötungen, Irritationen und Unreinheiten? Keine Sorge. Da Glycerin in der Haut ohnehin bereits vorhanden ist, vertragen es auch empfindliche Typen in der Regel gut.

Glycerin in der Kosmetik: Wo der Wirkstoff zu finden ist

Generell kommst du an Glycerin in der Kosmetik kaum vorbei. Beinahe alle Cremes, Lotionen oder Seren für trockene Haut enthalten den Wirkstoff. Da diese meist in Kombination mit anderen Stars der Hautpflege vorkommt, tritt Glycerin dabei in den Hintergrund. Dabei sind Pflege und Schutz für strapazierte und trockene Haut die Haupteinsatzgebiete des Feuchtigkeitswunders.

Handseifen verursachen oft Spannungsgefühle nach dem Waschen. Daher werden sie oft mit Glycerin angereichert, damit die Haut auch bei häufiger Anwendung schön geschmeidig bleibt. Für diesen rückfettenden Film ist der Zuckeralkohol jedoch nicht allein verantwortlich. Zusätzliche Lipide verstärken den Effekt und unterstützen gleichzeitig die Hautbarriere.

Glycerin und Kosmetik sind nicht voneinander zu trennen. Denn selbstverständlich findest du es in feuchtigkeitsspendenden Seren und Gesichtscremes, meist kombiniert mit Hyaluronsäure. Aber es steckt auch in Mascara, Lippenstift und Make-up. Denn die schwammartige Glycerin Wirkung ist nicht nur ein Gamechanger für deine Haut. Auch die Produkte selbst profitieren insofern davon, dass sie nicht so leicht austrocknen und dadurch länger haltbar sind.

Handseife mit Glycerin

Mythos Glycerin: Kann es wirklich die Haut austrocknen?

Die Beautywelt ist voll von Mythen und Gerüchten. Einer davon hält sich schon sehr lange und lautet: Glycerin trocknet die Haut aus. Das wäre das komplette Gegenteil davon, wofür der Wirkstoff eigentlich geschätzt wird. Doch woher stammt der Mythos? Ganz einfach: Glycerin zieht bekanntlich Wasser wie ein Schwamm. Ob aus der Umgebung, aus dem Produkt oder aus deiner Haut - es ist dem Wirkstoff gleich, woher die Feuchtigkeit stammt.

Du ahnst schon, worauf das hinausläuft? Wenn Glycerin nicht genügend Wasser aus anderen Quellen bekommt, bedient es sich rücksichtslos an deiner Haut. Die Folge: Trockenheit, Spannungsgefühle, Knitterfältchen. Doch keine Panik. Es gibt zwei Faktoren, die diesem Phänomen entgegenwirken können:

  • Die Formulierung des Produkts: Hautpflege darf niemals Glycerin allein enthalten. Es sollten immer feuchtigkeitsspendende Substanzen beigemischt werden. Wirf einen Blick auf die INCI-Liste. Noch vor Glycerin sollte dort ein Stoff namens Aqua, Hydrolate oder Water auftauchen. Dann kannst du das Produkt bedenkenlos verwenden.

  • Die optimale Konzentration des Wirkstoffs: Glycerin in der Hautpflege kommt meist zwischen 3 und 5 % zum Einsatz. Das ist der sichere Bereich. Auch bis zu 10 % gelten als unbedenklich, solange die restliche Formulierung genügend Feuchtigkeit enthält. Liegt die Konzentration jedoch darüber, drehen sich die positiven Effekte des Glycerins schrittweise in den negativen Bereich.

Ein Blick auf die INCI-Liste klärt schnell alle Bedenken. Glycerin sollte möglichst weit hinten stehen. Denn die Inhaltsstoffe werden absteigend nach der Menge aufgeführt. Du siehst: Der Mythos gehört vielleicht nicht ins Reich der Beauty-Märchen, aber zu den berühmten Halbwahrheiten.

Glycerin vs. Hyaluronsäure – wer ist der bessere Feuchthalter?

Während Glycerin eher im Hintergrund agiert, gilt Hyaluronsäure als regelrechter Star der Beautywelt. Doch was die wenigsten wissen: Bei ihrer Wirksamkeit kommt es stark auf die Größe der Moleküle an. Es gibt also verschiedene Varianten der Hyaluronsäure. Aber nur ein Glycerin. Denn seine Molekülgröße ist von Natur aus klein. Daher ist die Hautbarriere kein relevantes Hindernis und es wandert mühelos in die tieferen Schichten. Hyaluronsäure kann das auch, allerdings ist nur die ultrakurzkettige Variante mit denselben Eigenschaften gesegnet. Deswegen gelten Glycerin und Hyaluronsäure nicht als Konkurrenten, sondern als Verbündete in Sachen Feuchtigkeitspflege. Denn als Team sind die beiden unschlagbar und versorgen deine Haut von der Oberfläche bis in die Tiefe mit dem wertvollen Nass.

Glycerin FAQ:

Glycerin oder Glycerol – gibt es einen Unterschied? Nein, beide Namen bezeichnen denselben Stoff. Glycerol ist dabei lediglich die korrekte chemische Bezeichnung, da es sich bei der Substanz um einen Alkohol handelt. Glycerin hat sich jedoch als gebräuchlicher Name durchgesetzt.
Woraus wird Glycerin hergestellt? Früher galt Glycerin als reines Erdölprodukt. Mittlerweile wird das meiste aus pflanzlichen Ölen synthetisiert und kommt als sogenanntes „Veggie-Glycerin“ in Kosmetik, Lebensmittel und in der Industrie zum Einsatz.

Fazit

Glycerin soll die Haut austrocknen? Diese Aussage kann heute problemlos widerlegt werden. Denn die geruch- und geschmacklose Substanz mit der schwammartigen Wirkung ist besser als sein Ruf. Glycerin blickt in der Kosmetik auf eine lange Karriere als Wirkstoff zurück und ist gekommen, um zu bleiben. Kein Wunder, schließlich ist es gut verträglich und von seinen positiven Eigenschaften profitieren alle Hauttypen.

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