Parfum als duftendes Accessoire benutzen die Menschen seit etwa 6000 Jahren. Das Wort „Parfum“ leitet sich aus dem Lateinischen „per fumum“ ab, was mit „durch Rauch“ zu übersetzen ist. Schon vor Urzeiten haben die Menschen begonnen, sich damit zu beschäftigen, wie man die angenehmen Düfte der Natur einfangen und verwenden kann. Die beliebtesten Quellen waren schon immer Blüten, Wurzeln und Früchte.
Die Parfumherstellung ist ein sehr komplexes Verfahren, das je nach verwendeten Inhaltsstoffen unterschiedlich ablaufen kann. Bevor man also in die Parfumerie gehen kann, um seinen Lieblingsduft zu kaufen, muss dieser erst einmal aufwendig hergestellt werden. Als Weltzentrum der Parfumerie gilt allerdings die Stadt Grasse in der französischen Provence. In Grasse kann man sich noch heute die verschiedenen Verfahren ansehen und den Parfumeuren bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die erste Überlegung des Parfümeurs gilt dem Leitduft seiner Kreation: soll das Parfum einen floralen, orientalischen, zitrusfrischen oder holzigen Charakter tragen, oder soll es auf den Duftkonzepten „chypre“ (feminin und maskulin) oder „fougère“ (maskulin) basieren. Ist der Grundton erst einmal bestimmt, sorgen unzählige Kombinationsmöglichkeiten für spezielle Gewichtungen im Duft. Die Qualität eines Duftes wird nicht allein durch die Qualität seiner einzelnen Rohstoffe bestimmt. Die Sensibilität und die Nase des Parfümeurs, sowie seine Fähigkeit sich in die Duftvorlieben der Kunden hineinzuversetzen sind ausschlaggebend.
Parfümeure sind Künstler. Sie arbeiten mit ca. 1500 Duftstoffen. Heutzutage verwenden sie Computer, die bei der Klassifikation der einzelnen Duftstoffe helfen. Der Parfümeur kennt die einzelnen Duftstoffe und ihre Familienzugehörigkeit. Hieraus ergibt sich dann der Charakter eines Duftes, wie zum Beispiel der Orientduft, Chypre oder auch Fougère. Außerdem kennt er die Intensität der Duftstoffe, was für die Mengendosierung einer Komposition sehr wichtig ist. Ein Parfümeur muss ebenfalls die Flüchtigkeit aller Duftstoffe genau kennen. Er macht sich dies bei den einzelnen Komponenten zunutze. Die Stabilität der Duftnote ist im Computer erfasst. Der Parfümeur sollte außerdem über die dermatologische Wirkung seiner Kreationen informiert sein. Auch hierfür stehen bestimmte Computerprogramme zur Verfügung.
Die Kopf-, Herz- und Basisnote
Ein Parfum besteht grundsätzlich aus der Kopf-, Herz- und Basisnote. In dem harmonischen Zusammenspiel dieser Bestandteile zeigt sich das Können eines Parfümeurs. Dieses Zusammenspiel bestimmt aber auch den Charakter eines Duftes. Die Kopfnote ist die Spitze eines Parfums, bestehend meist aus leichten Duftnoten. Sie ist direkt nach dem Auftragen wahrzunehmen und verfliegt nach etwa 15 Minuten. Die Herznote bildet den Charakter eines Parfums. Sie entfaltet einige Stunden ihren Duft. Die Basisnote, auch der Fond genannt, enthält lang anhaftende Bestandteile, die mindestens einen Tag auf der Haut bleiben und sanft ausklingen. Die Fondnote wird häufig genutzt, um die beiden anderen zu fixieren, man spricht dann von einem Fixateur. Er sorgt dafür, dass, auch wenn die Kopf- und Herznote schon ausgefallen sind, immer noch ein Hauch ihres jeweiligen Duftes zurück bleibt. Ein technisch gut aufgebautes Parfum erkennt man an seinem harmonischen Duftverlauf. Es hält seinen typischen Charakter vom Anfang bis zum Schluss. Die Übergänge sind fließend gestaltet, es sollte keinen Bruch im Duftablauf geben.
Als Kopfnoten eignen sich vor allem Zitrusdüfte wie Orange, Grapefruit oder auch Bergamotte. Seifige, mandelartige, fruchtige aber auch metallische Gerüche eignen sich besonders für die Kopfnote. Düfte von Stängeln und Blättern sind beliebte Kopfdüfte, ebenso kräuterartige Gerüche wie Minze und Eukalyptus, sowie Aromen von Thymian und Beifuß.
Für die Herznote sind fruchtig-dunkle Aromen wie Himbeere oder Pfirsich besonders geeignet. Außerordentlich beliebt sind auch florale Noten. Auch schwere Düfte, wie die Blüten von Jasmin, Orangenblüte und Narzisse, aber auch Veilchen und Hyazinthe.
In den Basisnoten finden meist maskuline Noten ihre Anwendung. Holzige Komponenten wie Zedernholz, Sandelholz oder Vetiver sind besonders beliebt. Auch tierische Sekrete wie Ambra (aus dem Verdauungstrakt des Pottwals) und Moschus, sind häufig im Abgang wahrzunehmen. Auch ledrige und rauchige Noten finden ihre Verwendung. Die Würze wird der Basisnote oft durch Muskatnuss oder Kardamon verliehen. Aber auch Honig, Mandeln oder Marzipan werden eingesetzt, um dem Duft eine gewisse „Süße“ zu verleihen. Eine orientalische Basis erreicht man mit Weihrauch, Harzen oder auch Vanille.
Heute und früher
Wo früher natürliche Aromen dominierten, werden Duftstoffe heute zunehmend synthetisch hergestellt. Die älteste Methode der Herstellung von ätherischen Ölen, ist das Aufkochen bestimmter Bestandteile. Allerdings sind die ätherischen Öle bei dieser Methode sehr schnell verdunstet. Dies hat die Menschen dazu bewegt, eine Herstellungsmethode zu finden, die den im Dunst enthaltenen Duft einzufangen. Das Grundprinzip der Herstellung ist immer das gleiche: zuerst werden aus pflanzlichen Rohstoffen aromatische Substanzen gewonnen. Diese werden danach in Alkohol und destilliertem Wasser gelöst. Das Lösungsmittel und somit Träger der Duftstoffe ist Alkohol. Tatsächlich bestehen Parfums zu mindestens 80 Prozent aus einer chemischen Verbindung.
Wie diese ätherischen Öle gewonnen werden, ist sehr unterschiedlich. Es gibt verschiedene Herstellungsweisen:
- Kalte Enfleurage
- Warme Enfleurage (Mazeration)
- Auspressen
- Destillation mit Wasserdampf
- Expression
- Extraktion mittels Lösungsmitteln
- Synthetische Herstellung
Diese Methode wird zur Verarbeitung von sehr empfindlichen Blütenpflanzen eingesetzt. Man unterscheidet zwischen der kalten Enfleurage und der heißen Enfleurage, auch Mazeration genannt. Allerdings wird die kalte Enfleurage heutzutage auf Grund des hohen Aufwandes nicht mehr eingesetzt. Bei der Enfleurage werden Blüten auf eine Fettgrundlage, meist Glasplatten mit einem neutral riechenden Fett, aufgetragen. Die Platten werden täglich mit neuen Blüten belegt. Die ätherischen Öle treten sodann in das Fett über. Dieser Vorgang dauert ca. 3 Monate. Das gesättigte Fett nennt man „Pomade“. Wird diese anschließend mit Alkohol versetzt, können Duftöle extrahiert werden. Es entsteht ein reines Blütenöl, das auf Grund des hohen Aufwandes auch sehr teuer ist.
Mazeration:
Anders als bei der kalten Enfleurage, wird bei der Mazeration das Fett mit den Blüten auf ca. 60 Grad erhitzt. Nach jedem Erhitzen werden die Blüten ausgetauscht. Auch hier wird das Fett mit Alkohol versetzt, um das Blumenöl vom Fett zu trennen. Das entstehende Produkt wird „Mazerat“ genannt.
Auspressen:
Pflanzenteile werden gepresst und zur Gewinnung von ätherischen Ölen gefiltert.
Destillation:
Es handelt sich um eine sehr häufig angewandte Methode. Sie eignet sich besonders für Ausgangsstoffe, die nicht so empfindlich sind, also beispielsweise Hölzer oder Kräuter. Planzenteile werden hierbei auf ein Gitter gelegt, unter dem sich ein aufheizbarer Wasserbehälter befindet. Der aufsteigende Wasserdampf löst die wertvollen Öle aus den Pflanzen und zieht diese mit nach oben. Das Kondensat wird aufgefangen. Da sich die Öle nicht mit dem Wasser mischen, und je nach ihrer Dichte oben oder unten schwimmen, kann man sie leicht abtrennen. Es entsteht sodann ein reines ätherisches Öl.
Expression:
Dieses Verfahren ist besonders für Zitrusfrüchte geeignet. Hierbei werden die Schalen der Früchte, meist noch von Hand, ausgepresst.
Extraktion:
Sie ist die häufigste angewandte Methode. Es handelt sich hierbei um ein physikalisches Trennverfahren. Pflanzenteile werden zerkleinert und mit Lösungsmitteln, wie beispielsweise Hexan oder Benzol versetzt. Bei dem Kontakt mit den Lösungsmitteln, lösen sich die ätherischen Öle aus den Pflanzenteilen und gehen in die Flüssigkeit über. Es müssen mehrere Extraktionsschritte nacheinander durchgeführt werden, bis die gewünschte Substanz durch eine anschließende Destillation oder durch die Verdampfung des Lösungsmittels und einer Filtrierung getrennt werden kann.
Synthetische Herstellung:
Um 1930 begann man mit der synthetischen Nachempfindung ätherischer Öle. In der heutigen Zeit werden Parfums meist ausschließlich aus synthetischen Rohstoffen hergestellt, oder sie enthalten nur einen geringen Anteil an ätherischen Ölen. Ein Unterschied ist eigentlich nicht zu erkennen. Mittels verschiedener Verfahren wird für die Parfumherstellung die chemische Struktur von Pflanzen und anderen Rohstoffen analysiert und dann nachgebaut. Eine dieser Möglichkeiten ist die Molekülsynthese. Eine Synthese ist nur durch die Analyse der Molekülstrukturen einzelner Stoffe möglich. Mit Hilfe von Gaschromatographen, dies sind Analysatoren, werden die frei werdenden Moleküle beim Verdunsten von ätherischen Ölen getrennt und einzeln analysiert. Dieses Verfahren ist mittlerweile perfektioniert. Es hat dazu beigetragen, dass man mittlerweile fast jeden Duft naturidentisch herstellen kann. Dadurch entsteht eine riesige Vielfalt an Duftkombinationen.